Freitag, 11. Juli 2008
Gedankenspiel die Zweite
Um dieses Gedankenspiel näher an uns heranbringen zu können, geschweige denn konkrete Ableitungen für unser Dasein ableiten zu können, sollten wir zunächst eben jene Dimension unserer Realität genauer untersuchen, welche an der Grenze des uns erfassbarem steht, von deren Existenz und Beschaffenheit wir aber wenigstens eine leise Ahnung haben. Die Rede ist selbstverständlich von der Zeit. Sie wird oft einfach als Achse aufgefasst an der die drei restlichen uns bekannten Dimensionen entlang wandern. Ausserdem wird stets so getan, als wäre sie eine feste Größe für das gesamte Universum. Tatsächlich ist das Wahrnehmen und Empfinden der Zeit eine höchst subjektive Angelegenheit. Ihr Wesen leiten wir allein aus unserer Sterblichkeit ab. Niemand vermag die wahre Beschaffenheit der Zeit zu erfassen. Es kommt hinzu, dass die Zeit lediglich eine Option aber keine Grundvorraussetzung in einer umfassenden Über-Realität mit unzähligen Multidimensionalen Sub-Realitäten ist. Es erscheint absolut wahrscheinlich, dass viele Realitäten und deren Universen vollkommen ohne Zeit existieren oder die Zeit unter Einfluss vielleicht sogar Konkurrenz anderer Dimensionen ein ganz und gar andersartiges Wesen an den Tag legt als das uns ebenso vertraute wie erfundene, welches unsere Existenz kennt. Das kann nur einen Schluss zu lassen. Im großen Ganzen spielt die Zeit keine Rolle, sie ist nur eine Ausprägung der immer gleichen und ständig wiederkehrenden Daseinsformen. Sollte die Menschheit also eine Zukunft haben und höhere Formen der Existenz erreichen können, wird unsere lieb gewonnene Zeit vielleicht sogar auf der Strecke bleiben. Fest steht jedenfalls, dass die Zeit keine kontinuierliche feste Größe sein kann. In einem gewissen Sinne verläuft sie wohl ohnehin Zirkular. Das System bringt lediglich immer andere Kombinationen seiner Elemente hervor. Die Elemente sind all die möglichen Formen der Existenz, es spielt aber keine Rolle wo oder wann eine uns vergleichbare Daseinsform besteht, der eigentliche Inhalt des Systems ändert sich nicht. Eine erste ganz konkrete Konsequenz dieses Gedankenganges ist die, dass es für das Universum keine Rolle spielt ob wir morgen, übermorgen oder nie zu Grunde gehen. Folglich stünde uns eine gewisse Distanz zu unserer ganz persönlichen Existenz gut zu Gesicht. Im besten Falle tragen wir eine Anteil zur Fortentwicklung des Projektes Menschheit dar, bevor unsere Elemente wieder vollständig im System aufgehen. Die Bedeutung liegt auf der Hand: Jeder Moment zählt es gilt unseren Anteil an der Zeit nicht in ewigen Erwartungen an eine Zukunft oder Reminiszenzen an eine Vergangenheit zu verschwenden. Eigentlich existieren diese Beiden Zustände ohnehin nicht, sie manifestieren sich nur in unserem Geist.

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Like a rolling stone
Worte sind Bürden
Anker im Sein
doch frei ist
wer nicht ist
Existenz fesselt
werden dagegen atmet
der Funke zwischen dem War und dem Ist genügt sich selbst
weiß nichts von vorher oder nachher
wie fühlt sich das an?
Die Antwort straft sich Lügen
sprengt das Wort in Fetzen
offenbart den süßen Ekel vor allzu engen Hülsen
das Wort dafür könnte Kunst sein
oder Traktor
aber ist das nicht das Selbe?

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Dienstag, 26. Februar 2008
Ein Gedankenspiel oder die Realität von außen
Nichts als Tanz ist die Welt. Ein Tanz der kleinsten Teile, zum schwingen und klingen gebracht vom innersten Antrieb des Universums. Das kleinste trifft sich, bindet, stößt sich ab, schafft Größeres. Doch was wissen wir schon davon? Nun wir sind selbstverständlich Teil des Tanzes, Konstrukt der selben Bausteine. Zu unserem Vor- und Nachteil verfügen diese Elemente nicht über ein eigenes Bewusstsein, sondern ermöglichen ein kollektives Bewusstsein, welches wir als das unsrige begreifen. Dieses Bewusstsein schafft sich daraufhin nichts anderes als eine Welt im inneren, die logischerweise auch auf den Prinzipien der äußeren Welt beruhen muss, da sie ja aus deren Bestandteilen konstruiert wurde. Die Komplexität die dafür jedoch von Nöten ist bedingt aber leider auch, das zwischen uns und der realen Welt des kosmischen Tanzes einige Ebenen entstanden sind, die uns ein unmittelbares Erleben dieser Wirklichkeit unmöglich machen. Die Makroebene auf der sich unser Bewusstsein und unsere Wahrnehmung manifestieren hält uns gefangen. Den Rest der Wirklichkeit können wir nur in unserem Innersten als Phantasiegebilde konstruieren, was ihre Bedeutung für uns nicht zu schmälern vermag, doch leider nicht unbedingt die reale Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit abbilden kann.

Unser Geist erfindet sich zu diesem Zwecke eigene Ebenen der Welt, in geradezu gefühlsmäßiger Antizipation des echten Universums. Das erscheint kaum verwunderlich sind wir doch Teil des großen Ganzen und müssen somit zumindest einen Ausschnitt davon in uns tragen. Prinzipien unseres Daseins lassen sich wohl tatsächlich auf das Ganze übertragen, doch stellen sie selbstverständlich nur jenen Bruchteil davon dar den auch wir im Universum einnehmen. Es übersteigt unsere Möglichkeiten erst Recht, wenn wir versuchen Aussagen über das Wesen der Welt, die Wahrheit oder gar nach dem was darüber hinaus gehen könnte, anzustellen. Uns fehlen zum tieferen Verständnis des Universums schlicht die Vorraussetzungen. Unser Körper liefert uns die Welt in drei Dimensionen und nach und nach erfahren wir auch die vierte am eigenem Leib und unser Geist schafft sich eine Idee davon, doch fehlt uns zumindest noch eine Zusätzliche zum weiterem Verständnis. Mit der Erkenntnis von Raum und Zeit können wir vielleicht das schwingen in unserem Universum beschreiben, doch bleibt uns das Wesen des Tanzes weiterhin verborgen. Wir schaffen uns permanent unsere eigene fünfte Dimension der Welt, wenn wir nach Sinn, Zweck, Antrieb, Funktion, Ursprung oder dergleichen fragen. Diese Geistesprothesen vertrösten uns, denn ohne sie kann für uns nichts existieren. Dieses Modell des Verstehens ist so tief in uns verwurzelt, dass die Frage gestattet sein muss ob dies nicht auch Abklang eines universellen Prinzips sein kann.

Der Antrieb zur menschlichen Entwicklung ist stets die Suche nach dem Antrieb der Welt gewesen, doch als weitere Dimension der realen Welt würde wohl kaum jemand das Wesen des Ganzen begreifen. Dabei wäre es doch das nahe liegende. Die Ursache für die Existenz und die Entwicklung des Universums könnten der Ursache für unsere Existenz und Entwicklung durchaus ähneln. Anstatt uns selbst mit Gottesbildern oder Philosophien abzuhelfen könnten wir das ganze doch mal von unserem Standpunkt als verkleinerte Abbilder des Universums betrachten. Es bleibt uns ja auch kaum etwas anderes übrig, denn jeder von uns hat ja nur Zugang zu seinem inneren Universum, während uns vom Äußerem nur Fetzen von Schattenbildern erreichen. Nehmen wir nun also den Antrieb als fünfte Dimension der Welt hinzu, muss uns das zu dem Schluss führen, dass sowohl Universum als auch wir uns aus dem Grund der Limitation, ja des Makels bewegen. Unser Unvermögen die Welt unmittelbar zu begreifen lässt uns ja gerade danach streben diese zu begreifen. Da wir den Weg unserer Entwicklung nicht zurückverfolgen können ist unsere einzige Möglichkeit zum tieferen Verständnis die Erzeugung immer komplexerer Gedankenmodelle, um uns dem realem Zustand immer weiter an zu nähern. Den wir selbstverständlich nie unmittelbar selbst erreichen können. Das Universum muss also analog dazu immer neue Komplexitäten erzeugen weil es einem Superkomplexem Zustand jenseits unserer Vorstellungskraft entgegen strebt, ohne ihn selbst anzunehmen.

Es würde Sinn machen ebenso analog hinter dem Universum noch eine weitere Ebene zu vermuten eine Art transuniverselle Superrealität. Wäre unsere Welt ein Tanz dann wäre dies alles Andere. Andere Formen der Bewegung, aber auch Zustände des Stillstand oder des Zerfalls. Es erscheint mir absolut einleuchtend das eine hypothetische Superrealität verschiedenartige Realitäten hervorbringen könnte. Während unsere Realität schwingt und tanzt könnten daneben noch schlingernde, stürzende, drehende, explodierende oder eben auch im Stillstand verharrende Realitäten bestehen. Die Fremdartigkeit und Distanz die uns diese Vorstellung aufzwingt machen einen solch hohen Grad an Abstraktion nötig das kaum konkretes dabei heraus kommen dürfte. Zum Verständnis des Universums, also auch von uns als Teil des ganzen, ist jedoch eine Betrachtung von Außen unerlässlich und diese setzt wiederum eine Vorstellung von diesem Außen voraus.

Es liegt nahe nun einen Schritt zurück zu gehen und sich zur weiteren Erschließung dieser hypothetischen Welt systemtheoretische Grundsätze ins Gedächtnis zu rufen. Systeme zeichnen sich durch die Beziehungen ihrer Bestandteile untereinander und durch Ihre Abgrenzbarkeit zur Umwelt aus. Gehen wir von der Existenz einer Superrealität aus so müssen wir unsere Realität als Subsystem dieser begreifen. Subsysteme stehen Systemintern in bestimmten Beziehungen zueinander die das Wesen eines Systems ausmachen. Ergo muss unsere Realität in wechselseitigen Beziehungen zu anderen Realitäten stehen, was allerdings noch keinerlei Aussagen über deren Beschaffenheit zulässt. Ebenso stehen Systeme unter dem Einfluss ihrer Umwelt. All das muss uns doch zu dem Schluss führen das ein vollständiges Verständnis unserer Realität nicht ohne die Kenntnis der äußeren Einflüsse und Beziehungen zu anderen Subsystemen möglich ist. Diese an sich simple Schlussfolgerung liefert ihre eigene Daseinsberechtigung, denn sie verdeutlicht uns den Sinn und Zweck solcher Gedankenspiele, nämlich bisher ungeahnte Perspektiven zu eröffnen. Je mehr Betrachtungsweisen uns zur Verfügung stehen, umso detaillierter werden unsere Vorstellungen. Es muss sich noch erweisen wie viel diese hypothetische Variante der Welt noch hergibt. Sie erfordert jedoch sicherlich noch ein enormes Maß an Denkarbeit.

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Donnerstag, 6. Dezember 2007
Was zum träumen
Was ist ein Traum? Am meisten zu hören bekommt man auf diese Frage von Menschen, die davon eigentlich nicht den blassesten Schimmer haben dürften: Wissenschaftlern. Natürlich verfolgt Die Wissenschaft nichts anderes als einen Traum. Sie sucht die Wahrheit. Die Männer und Frauen der Wissenschaft versuchen nun diesen Traum zu erfüllen, doch ihr Instrumentarium beschränkt sich auf die Nemesis des Traumes, nämlich die Rationalität. Nichts hat so wenig in der Welt des Traumes verloren, wie des Menschen vermeintlich größtes Talent. Philosophie und zur Gottheit erhobenes Prinzip Ratio.

Was sagt die Wissenschaft nun über den Traum? Sehr weit verbreitet ist die These, dass Träume ein Produkt des Unterbewusstseins sind. Ein Weg des menschlichen Geistes Erlebtes zu verarbeiten. Vielleicht nur die Eindrücke des zurückliegenden Tages, oder sogar einen lange zurück liegenden Konflikt, der nun über das Ventil der Seele zurück ans Tageslicht drängt. Manifest in den abstrusesten Farben, Formen und Figuren.

Das kann doch wohl kaum die Art von Traum sein die Menschen dazu treibt sich mit mathematischen Formeln zu beschäftigen. Wir verstehen noch etwas anderes unter einem Traum. Träume sind Ideale, Wunschvorstellungen, Ziele, die Erfüllung unserer Sehnsüchte, das Schöne, das Gute, das Übermenschliche, Transzendente, Unfassbare und Unbegreifliche. Es scheinen auf den ersten, flüchtigen Blick zwei ziemlich unterschiedliche Auffassungen hinter dem Begriff Traum zu stehen, doch sind sie die Sprösslinge der selben Mutter. Es ist die menschliche Gabe der Fantasie, die sie hervorbringt, die Einbildung, wenn man so will.

Für uns Menschen gibt es nur eine Wahrheit, diejenige die wir uns schaffen. Unsere gesamte Realität ist nur das, was wir uns auf Informationen, die uns erreichen zusammen reimen. Träume sind unsere Parallelwelten, unsere alternative Realität. Sie benutzen unsere Nerven nur in die andere Richtung. Träume sind weder näher an der Wahrheit noch sind sie weiter entfernt von ihr als unsere Realität. Für das enge Prinzip Mensch kann es keine allgemeine, allumfassende Wahrheit geben, nur ein weiteres Konstrukt, einen neuen Reim auf all die Impressionen, den wir aus irgendeinem Grund den anderen vorziehen. Addition von Information produziert keine Wahrheit. Wahrheit schafft sich nur der Mensch. So ist sie nichts anderes als sein größter Traum. Für ihn unfassbar.

Doch wer trägt mehr vom Wesen des Traumes in sich? Der Wissenschaftler oder der Träumer? Ich glaube beide sind nur Menschen, und als solche Anfang und Ende eines jeden Traumes und aller Wahrheit.

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Montag, 14. Mai 2007
Ungeschminkt
Steht die Welt beschämt als Nackte da
schickt sich meine Seele an
auf dem Laufsteg des Dunkels wandelnd
meinem eigenstem Narzissmus genüge zu tun

Vom Schein des Lichtes befreit
umringt sie einer Korona gleich meinen Leib
glühend jene schwarzen Bretter erhellend
deren größter chic tief ist wie die Nacht selbst

berauscht vom Seelenspiel
fern der Lichter' Eitelkeit
befreit von der Maskerade des Tages
blicke ich der Welt in ihre blanke Fratze

Drum verzeiht wenn sich mein Antlitz
die schiefen Zähne entblößt
ins herrlichste Lachen stürzt
sobald die eitle Welt im Dunkel liegt

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Mittwoch, 6. Dezember 2006
Die Schönheit des Paradoxen
Unsere Kultur liebt Logik und Symmetrie. Dafür können die wenigsten etwas, denn wir kennen seit der Antike nur diese Art zu denken. Ich meine hier vor allem die aristotelische Logik von der wir so durchdrungen sind. Sie lehrt uns, dass a und b c ergeben müssen und dass a nicht zugleich auch b oder gar c sein kann. Warum eigentlich nicht? Nicht einmal in ihrem Stammgebiet der Physik kann man mit dieser schlichten Logik die Welt erklären. Die Welt der Quantenphysik ist für einen Aristotelischen Logiker schlicht unmöglich. Ohne Paradoxien ist sie nicht zu erfassen. Es kann doch auch so schön sein a mal b sein zu lassen! Genießt doch mal die lautstarke Stille, die leuchtende Nacht, die prall gefüllte Leere, den unvergänglichen Moment und die vergängliche Ewigkeit. Darin liegen doch tiefen Wahrheiten unseres Paradoxen Daseins verborgen. Sind wir nicht endliche Wesen in der Unendlichkeit? Können wir nicht aber auch die Unendlichkeit im Endlichem finden?

Wäre unser vergängliches Dasein nur an eine Welt aus vergänglichen Dingen gebunden, wäre der Mensch wohl immer noch eher ein Affe als ein denkendes, fühlendes Individuum. Der entscheidende Unterschied zur rein endlichen Welt der Tiere ist doch die Transzendenz. Der Mensch sehnt sich seit jeher nach der jenseitigen, unendlichen Welt. Eine Welt für die seine biologische, vergängliche Hülle wahrlich nicht geschaffen ist und doch ist die Welt des menschlichen Geistes eine andere. Darin verbirgt sich doch gerade das elementare Paradoxon, aus dem wir schließen sollten, dass wir doch eigentlich die Chancen des Paradoxen begreifen sollten anstatt nur an dem Dilemma zu verzweifeln. Komisch eigentlich, dass ein dem Wesen nach paradoxes Geschöpf die Augen vor selbigem verschließt!

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Montag, 4. Dezember 2006
Verkehrsinsel-Haiku
Nur Lärm und Hektik!
Einzig eines Baumes Stamm
trotzt des Menschen Tritt.

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Donnerstag, 23. November 2006
Von Kreissägen und Klingeltönen
Was ist Musik? Kunst sagt ihr? Warum gibt's dann Schema F Pop Müll rund um die Uhr? Aus Handys, Fernsehern, Laptops, MP3 Playern? Das könnte natürlich so eine ultra abgefahrene avantgardistische Performance Nummer sein. Nach dem Motto Kreissäge sittet Baby, oder Presslufthammer lernt Origami. Aber da sollen so viele Menschen dran teilnehmen? Zugegeben der Mensch an sich lässt sich ja recht gerne manipulieren, also ja vielleicht steckt ja wirklich ein brillantes Kunstgenie hinter der Musikindustrie. Wenn dem so wäre hör bitte auf, ich hab's begriffen! Naja wahrscheinlicher ist dann eben doch die Variante bei der die Menschen belanglosen Scheiß immer und immer wieder konsumieren.

Warum also? Ich habe diesbezüglich zwei recht simple Theorien. Entweder jemand hat fast der ganzen Menschheit ins Hirn geschissen, oder sie wünschen sich den Stumpfsinn um sich selbst zu betäuben. Das selbe Phänomen wie im Fernsehen. Die Illusion der heilen Welt. Purer Eskapismus. Die Menschen besaufen sich um vor sich und ihrem Leben davonzulaufen, oder aber sie suchen das Selbe in beschissen simplen Bubble Gum Pop oder Seifenopern. Hui müsst ihr alle gescheiterte Existenzen sein.

Das schlimme ist, dass der Stumpfsinn irgendwann die Menschen selber abstumpft. Wie soll ich mir das sonst erklären, dass Menschen vom Planeten Pop selten Verständnis für ehrliche, echte Musik zeigen? Musik die ein Künstler geschaffen hat um sich auszudrücken. Musik der er ehrlich Live spielt mit allem was dazu gehört, Patzern inklusive. Musik ist die Sprache der Seele und nicht die des Geldes. Jemand der ein Instrument beherrscht ist noch lange kein Künstler, höchstens ein Handwerker. Stimmen sind übrigens auch nur Instrumente.

Erst Jemand der sich darauf versteht das Instrument Mensch zum erklingen zu bringen darf sich mit Fug und Recht Künstler nennen! Jemand der Emotionen, Assoziationen oder zumindest dieses Kribbeln im Menschen auslösen kann. Er bringt die Seele wie Saiten zum erklingen, spielt auf ihr, weil er die Schönheit und Tiefe seiner eigenen Seelenwelt auszudrücken vermag. Vielleicht nicht zu verstehen, aber er schöpft daraus dieses eine kostbarste Gut des Menschen: Inspiration. Musik das ist der Tanz zweier Seelen. Die Seele des Künstlers tanzt mit der des Hörers. Drunter gibt es keine Kunst!

Das ist doch alles nur Unterhaltung. Opium für das Volk. Seelen wackeln nicht mit Ärschen!

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Dienstag, 14. November 2006
Von Autonomen und dreckigen Politikern
Warum kriegen es eigentlich so wenige Menschen gebacken zu dem zu stehen was sie sind? Ich kenne Menschen, die machen die Vorstellungen und Wünsche ihrer Eltern zu ihren eigenen und verschwenden wahnsinnig viel Zeit darauf diese zu verwirklichen, wo sie doch gar nicht dafür gemacht sind. Sie werden unglücklich und wissen wohl auch nicht warum, dabei müssten sie nur begreifen, dass sie ein anderer Mensch sind als der den sie sich selbst vormachen. Sie müssten sich ein Leben suchen das zu ihnen passt, statt auf einem Leben zu beharren von dem sie glauben, dass es zu ihnen passen müsste. Wiederum Andere geben vor Jemand zu sein der sie schon lange nicht mehr sind. Sie idealisieren ein Selbstbild das sie in der Praxis schon längst überholt haben und machen dabei sich und andere unglücklich. Bis von dem Menschen der sie sein könnten nur noch ein chronisch unglückliches Wesen übrig bleibt, dass seinem Leben einem völlig unnötigem Martyrium verschreibt. Hirnrissig? Finde ich auch aber fasst euch mal an die eigene Nase.

Nehmen wir meine Biografie. Hohe Ideal schmücken meine Seele wie einen Weihnachtsbaum, aber im flammenden Inferno meiner Jugend hab ich ihn einfach abgefackelt. Heute wächst wieder ein bisschen Grün an den Ästen aber eben, weil ich mir ein bisschen von dem gefährlichem Schmuck und Schein abgenommen habe. Aber Eins nach dem Anderem. Wie mancher vielleicht schon realisiert hat bin ich ein glühender Anhänger gewisser Sozialutopien, die früher schon missbraucht wurden die Menschen in unwürdige Regime zu zwingen. Das scherte mich bei den hohen Idealen aber einen feuchten Chihuahua Furz. Ich sah den Zusammenhang einfach nicht. Mir war damals schlichtweg noch nicht klar, dass die Menschen nicht für perfekte Welten geeignet sind, das ergibt sich notwendiger Weise aus ihrer unvollkommenen Natur, aber das ist nun wirklich ein anderes Thema, über das ich mich gerne mal äußerst frustriert nach ein paar Bieren auslasse. Das tragische war dann meine vergebliche Suche nach Gleichgesinnten mit denen ich meine schöne neue Weltordnung hätte realisieren können. Ich traf dann Menschen , junge wie alte, aus diversen Parteien und Gruppierungen die politisch am äußerstem linkem Rand, wenn nicht sogar darüber hinaus einzuordnen wären. Und mit jedem frustrierendem Gespräch wurde mir klarer, dass ich keiner von ihnen war. Zu klar lag mir das menschliche Dilemma vor Augen und zu wenig konnte ich mit diesen zum Teil weltfremden Träumern und Verrückten anfangen.

Irgendwann musste ich mir selber eingestehen, dass ich mir etwas vorgemacht hatte. Nicht einmal im Alltag, war ich in der Lage diesen Idealen gerecht zu werden. Wie sollte ich dann eine ganze Gesellschaft davon überzeugen? Hätte ich das nicht begriffen wäre ich heute wahrscheinlich links Autonomer Aktivist bis Terrorist, der sein Leben in dieser Gesellschaft wissentlich zerstört hätte. Auch nicht schlecht, aber so ein Mensch bin und war ich eben nie. Ich verfolge immer noch gewisse Ideale aber mit gesunkenem Anspruch lebt man besser. Das heißt nicht, dass ich meinen Anspruch an mich nicht hoch ansetzen würde, sondern nur dass er nicht mehr utopisch hoch ist.

Dann wollte ich aus künstlerischer Motivation Graphiker werden, um dann nach einem längerem Praktikum einsehen zu müssen, dass auch dieses Leben keins für mich wäre. Zu Kritik unfähig bin ich was meine Kunst angeht. Meine Seele würde bluten, müsste ich meine Werke vor Banausen mit Brieftaschen rechtfertigen. Wollte ich damit tatsächlich meinen Lebensunterhalt bestreiten, würde ich irgendwann innerlich absterben. Gut zu wissen, oder?

Aber warum sehe ich dann überall Menschen die voller Inbrunst ein Leben leben das nicht das ihre sein sollte? Ich finde die Antwort ist eigentlich gar nicht so schwer. Wir leben lieber komfortabel und unglücklich mit Lügen, als glücklich zu unangenehmen Wahrheiten stehen zu müssen, so traurig das auch ist. Wir würden uns ja selbst verlieren uns selbst aufgeben. Identitätskrisen wären die Folge. Also leiden wir lieber, haben dafür aber wenigstens die Illusion zu wissen wer wir sind. Ich wäre auch lieber der idealistische Gutmensch, aber ich bin es nicht. Ich wäre auch lieber der künstlerische Freigeist, aber das kann ich nicht sein.

Nun gehe ich den steinigeren Weg und stehe dazu, sitze jetzt in Politik Seminaren und muss Menschen zurechtweisen, deren idealistischen Reden ich früher einmal applaudiert hätte. Aber Idealismus hat in der politischen Theorie nichts verloren. Politiker müssen sich auch im Dreck wälzen können. Wir müssen uns eben auch sicher innerhalb von Theorien und Weltbildern bewegen können, die uns persönlich nicht so zusagen würden. Was Menschen anrichten die das nicht können, zeigt uns aktuell der Irak oder früher der kalte Krieg. Auch die mehr oder minder gescheiterte Wende ist ein Beispiel davon. Zu fern von den Köpfen der Menschen im Osten fand der Wandel statt und heute haben wir den Salat. Massenarbeitslosigkeit und braunes Gedankengift in den Köpfen. Nein ein Politiker muss auch wertfrei in menschenverachtenden Weltbildern zu Hause sein. Ihr seht, ich bin wohl eher ein Pragmatiker als ein Idealist und das weltfremde Leben am linken Rand hätte mich zerstört.

Vielleicht hinterfragt ihr euch selbst mal bevor ihr unglücklich vegetiert ohne je herausgefunden zu haben, wer ihr womöglich sein hättet können. Macht euch nichts vor über euch selbst, dann fällt euch vielleicht ja auch der steinige Weg der unangenehmen Erkenntnis leichter. Nicht Jede Identitätskrise führt ja in den Abgrund. So manch einer geht daraus als der bessere Mensch hervor.

Gute Nacht und immer schön in den Spiegel schauen!

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Freitag, 10. November 2006
Philosophie für Kühe und Anfänger
Philosophie! Für die einen ein leckeres, aber recht unbekanntes griechisches Fleischgericht, für andere die Kunst sich und ihre Umwelt unglücklich zu machen, für mich die schönste Hauptsache der Welt. Ich will euch heute mal die Prinzipien dieser wundervollen Geisteswissenschaft näher bringen und zwar an hand meiner einfachsten Übung: Dem Sinn des Lebens! Es gibt keine allgemeingültige Antwort dafür und eine unzahl von Wegen diesen zu suchen und vielleicht auch zu finden, aber ich will euch zumindest ein mögliches Schema für die Menschen, die ihn suchen, liefern.

Jetzt müsst ihr euch nur noch folgende Charaktere vorstellen: Die alleinstehende Hochleistungsmilchkuh Marta, der Bauer Sepp, der Kleinstadtstammtischdiskussionsmeister Schorsch und der junge Student Kolossus. Marta die Kuh lebt glücklich und zufrieden vor sich hin, die Weiden grün, der Himmel blau und die Quelle kühl. Marta frisst, trinkt, schläft und hat ab und zu nen recht guten Schiss. Eines aber, und nicht viel mehr, unterscheidet sie vom Bauern Sepp, der ist zwar auch recht glücklich, seine Knödel fett, der Himmel weiß-blau wie Bayern und das Bier kühl, aber manchmal ist er recht unzufrieden. Der Bauer Sepp hat ein Problem, er ist sich nämlich seiner bewusst. Er kann von sich sagen: "I bin da Sepp, I bin Bauer und i bin stolz drauf!" Die Kuh sagt meistens sowas wie "Muh!" Damit kann sie wohl artikulieren "Achtung!", "Lecker Gras" und " Super Schiss" aber mehr auch nicht. Das Verständnis für sich selbst fehlt ihr aber gänzlich. Der Bauer dagegen scheint zu wissen wer er ist. Super Sache an sich. Er genoß eine strenge, traditionell katholisch, bayerische Erziehung mit Kirche, Schweinsbraten, Bier, Rute und CSU. Heute geht er regelmäßig in die Kirche, steht auf Schweinsbraten und Bier, sein Sohn kriegt ab und zu die Rute zu spüren und alle paar Jahre wird CSU gewählt. Nichts davon hat Sepp je hinterfragt, warum auch? Sepp ist ein Mensch der einfachsten Sorte, sich bewusst aber noch nie etwas selbst erdacht. Seine Handlungen erfolgen stehts bewusst, er ist ein guter und disziplinierter Arbeiter und manchmal höchst unzufrieden ohne den blassesten Schimmer warum. Sein Bewusstsein steckt im ureigensten Menschlichem Dilemma. Es existiert und um als solches zu bestehen muss es die rein endliche materielle Welt der Tiere hinter sich gelassen haben, sonst könnte es nicht von sich behaupten ich bin und schon gar nicht, dass es stolz drauf wäre. Es hat nur ein Problem, weil der Grund für die Existenz eines Bewusstseins in der Überwindung der rein materiellen Welt liegt stecken in ihm natürlich auch noch mehr Fragen als nur die Frage nach dem wer bin ich?! Weil der Bauer Sepp aber recht zufrieden ist und keine Fragen stellt überwiegt in seinem Bewusstsein die Angst davor über die anderen Fragen nachzudenken und der Bauer verharrt in erbaulicher Gedankenlosigkeit. Würde er nämlich sich, seine Welt und die Werte hinterfragen wäre er ein Anderer und die Angst davor beherrscht sein Bewusstsein, so dass er nie über den sprichwörtlichen Tellerrand blicken wird.

Der Schorsch dagegen genoß eine Realschulbildung, liest Zeitung und ab und zu ein Buch. Eines schönen Tages fing er an über sich nach zu denken, er reflektierte sein eigenes Bewusstsein, bis er viele Jahre und beschwerliche Stunden der Selbstreflexion später an den Punkt gelangte, an dem sich sein Bewusstsein seiner selbst bewusst wurde. Er hatte sein eigenes Bewusstsein hinterfragt. Unserem Bewusstsein wohnt der Samen zu unvorstellbaren Fähigkeiten inne. Die Welt in der alles natürliche Leben kreucht und fleucht ist endlich und so ist auch das natürliche Leben beschaffen, es zeichnet sich dadurch aus, dass es endet. In dieser Zeit richtet sich das ganze Streben des Lebens danach sich selbst zu erhalten, zu dumm, dass es vergehen muss und so sein ganzes Leben einer gewissen Sinnlosigkeit verschreibt. Naja gestehen wir dem Leben diesen Makel zu. Es hat uns immerhin hervorgebracht! Alle Lebewesen genügen sich selbst. Sie können sich praktisch nur überwinden, also hinter sich lassen, wenn sie sterben, und dass auch nur durch eine äußere Gewalt, denn Suizid liegt ihnen fern. Der Mensch aber wird sich seiner selbst bewusst und überwindet so in seinem Bewusstsein die Schranken der Endlichkeit. Seine Hülle ist endlich, doch in ihm ruht auch der Samen der Unendlichkeit. Zwei Dinge die nicht zu trennen sind. Meistens überwiegt beim Menschen, jedoch die Angst davor seine Überzeugungen zu hinterfragen, er definiert sich ja quasi durch sie und letztlich hat er die größte Angst davor sich durch Reflexion selbst zu verlieren.

Macht er diesen Schritt aber gerät er in einen Prozess des Hinterfragens, dem praktisch keine Grenzen gesetzt sind. Das menschliche bewusstsein kann alles in Frage stellen und eben auch sich selbst. Der nächste schwere Schritt, und genau das schafft unser Schorsch nicht, ist sich nicht diesem Prozess zu ergeben und sich plötztlich über das Hinterfragen an sich zu definieren, denn so würde man sich an etwas anderem festklammern und das Hinterfragen nicht hinterfragen. Ein entscheidender Fehler.

Kommt man zu dem Schluss, dass es hinter all den Fragen auch Antworten gibt, nämlich die Wahrheit, ist man einen entscheidenden Schritt weiter. Unser aller Liebling, der junge Student Kolossus, ist sich nicht nur seiner bewusst, er ist sich auch seines Bewusstseins bewusst und er hat aufgehört die Welt materiell zu sehen, er erkennt die Wirklichkeit, also die wahren Dinge auf die sich die materiellen Dinge beziehen. Substanz wird Subjekt. Er kann nun seinen Geist gebrauchen und hat den Schlüssel zum richtigem Verständnis der Unendlichkeit in seinen Händen. Er ist nun bereit seinem Dasein einen Sinn zu geben. Alle anderen, also Marta, Sepp und auch Schorsch, haben die Selbsterhaltung als ihr Grundprinzip nie überwunden, denn sie haben die Welt stets endlich und materiell wahr genommen. Zwar hat Sepp einen Vorstellung vom Jenseits aber die vertsteht er nicht, sie bleibt ihm fern, so dass seine Welt endlich bleibt. Schorsch fängt an sich und anderes in Frage zu stellen, statt aber diesen Weg zu ende zu gehen ergibt er sich dem Zweifel und bleibt so im Endlichem gefangen. Auch er bleibt ein sich selbst erhaltendes Wesen, dass sich selbst genügt und nur durch den Tod aus sich heraus gerissen werden kann. Kolossus aber kann sein Dasein nun begründen, ihm einen Sinn verleihen, weil sein Geist die Begrifflichkeiten des Endlichen zurückgelassen hat und sich intensiv mit der Unendlichkeit beschäftigt. Das ist die harte Arbeit am negativem des Seins, aber stiftet ihm zugleich Sinn. Die Selbsterhaltung wohnt zwar noch immer in seiner endlichen Begriffswelt, seinem Körper seinen Instinkten, aber sie diktiert sein Leben nicht mehr. Sein Geist hat sie überwunden. In Ihm verschränken sich Endlichkeit und Unendlichkeit. Er hat den Sinn der Menschlichkeit für sich gefunden.

Ihr könnt jetzt sagen, dass ist doch nicht mein Sinn des Lebens aber darauf kann ich euch nur entgegnen, wenn ihr so weit gekommen seit wie unser Kolossus, werdet ihr erkennen, dass es so etwas wie den pauschalen Sinn als Begrifflichkeit nicht geben kann. Der Sinn liegt im Prozess des Begreifens der wahren Sinnhaftigkeit aller Dinge!

Philosophie! Tolle Sache das...

(Diesem Schema und dem Verständnis der Begriffe Bewusstsein, Geist, Endlichkeit und Unendlichkeit liegen übrigens die Hegelschen Geistesbegrifflichkeiten zu Grunde, wie wir sie auch etwas abgewandelt bei Schopenhauer und Nietzsche finden.)

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Du und ich allein an der Bar
Ich bin Müde!
Wovon?

Is doch fad!
Gestern noch nich!

Hab kein Geld!
Schicke Schuhe!

Hab kein Bock?
Was gehtn!

Und Ausserdem meine Freundin...
Mach was du willst, dein Glück is mein Glück, aber verdammt nochmal lüg mich nicht an!

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Mittwoch, 8. November 2006
Von Schmetterlingen und Würmern
Kannst du sie sehen? Ich kann sie sehen. Nicht immer, aber immer wenn mir der Sinn danach steht. Fleißige Bienchen und emsige Ameisen. Hartnäckige Kakerlaken und schleimige Würmer. Ab und zu seh ich auch eine majestätische Libelle oder gar einen wunderschönen Schmetterling, aber die sind selten geworden. Ich persönlich war immer mehr fasziniert von den Libellen. Ausgesprochen graziöse Wesen. Artisten der Lüfte irgendwo zwischen Helikopter und Kampfjet. Schmetterlinge sind da anders, sie bewegen sich vielmehr hin und her, sind eher gemächlich und strahlen trotzdem diese unfassbare Aura aus. Dabei können die ja eigentlich nicht viel ausser schön aussehen, und trotzdem sind sie die Stars der Insektenwelt. Menschen lieben Schmetterlinge. Sie bauen gewaltige Hallen und füllen sie mit Schmetterlingen. Von dem Eintritt kann man ganz gut leben. Aber wer vollbringt die die größten Leistungen unter den Insekten? Ameisen! Termiten! Spinnen! Mag die irgendjemand? Oh ja klar es soll Spinnenfans geben, aber die sind oft in etwa so angesehen bei den Menschen wie die Spinnen selber. Erschreckend viel lässt sich daraus über unsere Präferenzen sagen. Die Menschen fahren in erster Linie auf Ästhetik ab. Ameisen sind nich sexy. Das treibt absurde Blüten. Wer hat eigentlich Chiwuawahs erfunden? Wurde der vor ein Gericht gestellt?

Muss ich daraus folgern, dass uns die Lebewesen am besten gefallen die am besten Aussehen? Lebewesen die zum Teil ohne unsere Hilfe gar nicht oder nicht mehr leben würden. Wir machen uns heroisch daran die Artenvielfalt zu erhalten! Wen retten wir? Kuschlige Pandas, bunte Vögel und vielleicht auch ein paar bunte Schmetterlinge, aber wer geht Würmer und Spinnen retten? Wer rettet Hyänen und Fledermäuse? Wer rettet die Hässlichen und weniger putzigen Tier? Die Evolutionstheorie ist überholt in der Welt von morgen gibt es nur noch die Lebewesen die wir am leben lassen. Die Auslese machen wir!

Is der Spack auf einma' Tierschützer? Nee nich mehr als sonst, aber manchmal muss man den Blick auf das eine lenken um etwas anderes zu verdeutlichen. Wir sind oberflächliche, subjektive Egomanen und zwar alle! Alles andere ist Heuchelei! In unserem Umgang mit Dingen die unsere Heuchelei nicht zu schätzen wissen zeigt sich unsere Natur. Warum die plötzliche Klimaschutz Debatte? Weil die Klimaschutzbranche bis 2050 einen neuen 550 Milliarden Euro (pro Jahr) Markt generieren wird, und weil wir auch so langsam dahinter steigen, dass wir an unserem eigenem Ast sägen. Aber sicher nicht weil wir auf die Artenvielfalt stehen. Warum laufen da draußen Hippies rum die sich in Hanf und Flachs kleiden und mit erschnorrtem Geld zum Mäci rennen? Heuchler auch die Gutmenschen! und v.a. du! Was soll das Gerede wenn doch alle so sind? Lass ma lieber ignorieren is ja menschlich! Von mir aus aber hört auf euch selbst was vor zu machen! Ich bin ein Heuchler und seit ich das weiß kann ich einen Tick bewusster durch die Gegend laufen. Prioritäten verschieben sich und vielleicht sind ehrliche Heuchler auch eher dazu in der Lage wirklich etwas zu ändern, was ihnen etwas bedeutet. Schließlich lügen sie sich nichts vor und ihr Handeln wird ehrlicher, aufrichtiger und zielstrebiger. Natürlich bleiben sie dabei Heuchler, aber sie begreifen die Welt besser und sie können sich am Ende vielleicht sogar wieder im Spiegel anschauen. Lieber ein ehrlicher Heuchler als ein heuchelnder Lügner.

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Dienstag, 7. November 2006
Vom Übermenschen
Vor einiger Zeit las ich "Also sprach Zarathustra" von Friedrich Nietzsche, einem hochmütigem Weltenzerstörer nach meinem Geschmack, quasi der Prof. Dr. Dr. Kolossus seiner Zeit. Vor etwas weniger Zeit las ich den Blog einer Freundin, in dem sie mit halbem Eifer eine Lanze für das Kind in sich brach, wobei sie weder Schwanger noch Kannibalin war sondern einfach ihren Platz in einer Welt sucht die ihr nicht so recht behagen will. Ihr gutes Recht. Zeit den Zusammenhang zwischen den beiden komplett unterschiedlichen Menschen zu nennen: Die beiden erwähnten ein nebulöses Wesen, den Übermenschen. Nun hatten die beiden nicht gerade übereinstimmende Vorstellungen von selbigem. Hier wirds wirklich lustig auf eine tragische Art und Weise. Irgendwie führen die beiden mir mal wieder das Dilemma des modernen Menschen vor Augen, doch dazu später mehr.

Die junge Dame sah in dem Übermenschen so etwas wie ihren persönlichen Antichristen. Eine von der Gesellschaft erzeugte Maschine mit scheinbar menschlichem Ursprung. Funktion statt Feuer. Konformität statt Kreativität. Mir blieb zunächst etwas schleierhaft warum sie ausgerechnet den Archetyp des innerlich toten Bürohengstes von heute und übermorgen zu einem Übermenschen erhebt. Ist er doch Ausgeburt der von ihr skeptisch betrachteten Gesellschaft und nicht ihr eigenes Ideal. Dann aber kam mir der Gedanke, dass der Grund in ihrer Perspektive liegt. Sie spricht aus der Defensive. Sie hat in ihren jungen Jahren die Gegebenheiten längst akzeptiert und sich ihnen ergeben, alles was sie noch versucht ist sich einen Rest Identität zu bewahren. So gesehen hat sie den Kampf längst verloren, denn die Gesellschaft sitzt ja immernoch am längerem Hebel. Kompromiss bis nichts mehr geht. Wer sagt ja okay aber lasst mir doch ein bisschen steht am Ende noch viel ärmer da. Der klassische Kampf gegen Windmühlen.

Nun zu meinem Kumpel Friedrich. Er schickte seinen Zarathustra in die Höhle um weit weg von der Gesellschaft nach der Erkenntis zu suchen, und schließlich fand er die Idee vom Übermenschem. Einem unvorstellbarem Wesen fernab von unseren kühnsten Träumen. Der Mensch muss zugrunde gehen für den Übermenschen. Der Mensch ist nur die Brücke für ihn wobei keiner weiß von welcher Stelle der Brücke wir sprechen. Keiner von uns wird je Übermensch aber unser Ziel muss sein im Streben danach zugrunde zu gehen. Klingt Aussichtslos? Ist es auch aber zugleich unheimlich sinnstiftend. Es spendet all den Philosophen, Zynikern und Menschenhassern Trost, denn es verheißt eine bessere Zukunft. Unheimlich wichtig für eine Gruppe von Menschen die ihren eigenen Gott umbrachte. Dass Nietzsche damit eigentlich nur eine neue Ersatzreligion schuf die ihr Heil ebenfalls auf eine Zeit projeziert die wir nicht erleben werden, wie Christentum und Kommunismus, schien er vor lauter Religionsauslöscherei einfach zu übersehen. Aber er lag nicht völlig daneben. Er hat z.B. auch gesehen, dass der Mensch nicht rationaler werden müsse um voranzukommen sondern so wie die Kinder. Etwas das auch Jesus letztlich von sich gab und so schließt sich der Kreis auch die Freundin in Ihrem Blog tendierte zu der Ansicht. Richtete sie ihre Sehnsucht doch auf das Kindliche.

Was ist dieses ominöse Kindliche? Für mich ist es der Funke im Menschen und zugleich der Samen. Alles Potenzial der Welt in einem Wesen, dass frei von jeder weltlichen und gesellschaftlichen Last darauf brennt alles zu verstehen. Nichts ist ihm zu fern oder zu groß. Die Essenz des menschlichen Geistes. Aber warum verlieren wir diese Quelle unserer Menschlichkeit scheinbar mit dem Erwachsenwerden? Weil wir resignieren. Die Steine auf unserem Weg, die in der eigenen Menschlichkeit ihren Ursprung haben, lassen uns zu der Auffassung kommen, dass es wichtiger sei die Welt nicht begreifen und verändern zu wollen sondern sie zu akzeptieren und mit ihr klar zu kommen. Diese Vorstellungen geben wir wiederum an unsere Kinder weiter, die dann irgendwann resigniert in Blogs ihre Kindlichkeit zurück fordern. Das klassische Dilemma.

Für mich verschlimmert es sich noch dadurch, dass der moderne Mensch keine Inspiration findet und nichts mehr findet woran er glauben kann. Die Resignation kommt früher. Was treibt ein Kind zu Höchstleistungen? Glaube! Jeder weiß welche Kräfte man mit Märchen und Vorstellungen vom Weihnachtsmann o.ä. in einem Kind wecken kann. Bei Erwachsenen ist das prinzipiell das Selbe man bedenke nur die monumentale Pracht der Pyramiden, Kirchen und Moscheen dieser Welt. Nur sind Erwachsene schwerer dafür zu begeistern und die Maschinerie der Moderne, die den Menschen einerseits den Zugang zu allem Wissen zur Verfügung stellt und sie anschließend an einen Bürojob fesselt oder noch schlimmer in die Erwerbslosigkeit oder gar Armut zwingt, raubt ihnen alle Illusionen. Die Menschen der Vorzeit waren zwar ungebildet aber dafür auch zufriedener und genügsamer. Die Eliten die sich Bildung leisten konnten waren zudem kaum an das harte Los ihrer Zeitgenossen gebunden. Heute jedoch sieht der globalisierte Mensch des Informationszeitalter seine Trostlosigkeit klarer denn je, aber er fühlt sich machtlos und resigniert. Ein Jenseits an das er sich klammern kann kommt ihm zusehends abhanden, so dass der seit Jahrtausenden bewährte Kitt der Gesellschaft in Vergessenheit gerät und die Menschen zu Seelenlosen Zombies verkommen die an der Orientierungslosigkeit in ihrer eigenen Gesellschaft verzweifelten.

Mein Rat an die Eliten dieser Welt muss deshalb sein den Menschen endlich Ihren Glauben und Ihre Kindlichkeit zurückzugeben. Inspiration ist Alles und zuviel Freiheit und Aufgeklärtheit bekommt den meisten Menschen nicht. Wir sollten die Stufen für den Übermenschen sein, aber was soll sich denn bitte aus einer grauen gleichförmigen Masse ohne Dynamik erheben? Lasst die Menschen werden wie die Kinder und dem menschlichem Geist werden endlich wieder Flügel wachsen.

Ich will nicht sagen, dass wir zurück zur Religion müssen! Um Himmelswillen nicht Ignoranz und Engstirnigkeit sind mein Ziel sondern Kreativität und Neugier. Aber wo soll die herkommen wenn die Menschen sich von Medien berieseln lassen und sich nicht einmal für Ihren Nachbarn interessieren? Die Menschen ersticken ihr Feuer solange bis auch der letzte Funken verlorengeht. Doch wenn die Menschen zu Maschinen verkommen, werden sie sich höchstens zugrunde richten statt in eine goldene Zukunft zu blicken.

Euch sollte aufgefallen sein, dass ich mich keinesfalls in der Defensive befinde! Mir ist der Glaube nicht abhanden gekommen und meinetwegen gehe ich an ihm zugrunde, aber dann war mein Leben wenigstens erfüllt.

Gute Nacht und viel Glück!

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Montag, 6. November 2006
Von langen Schatten und schweren Beinen
Ich hab da diesen Freund, nennen wir Ihn Schorsch Pope oder besser noch Herrn Horst. Der hat mal n Fehler gemacht. Mir würde sowas ja nie passieren, aber egal zurück zum Thema. Jedenfalls hat der Herr Horst ganz schön lange darauf beharrt sich ganz schön kindisch aufzuführen. Das ist ja eigentlich gar nicht seine Art, der is eigentlich nicht verkehrt müsst Ihr wissen. Da erzählt er mir immer davon wie er über solchen Dingen steht und tut so als wäre er frei von menschlichen Schwächen, da kann er sich natürlich nicht eingestehen, wenn es ihn mal erwischt. Das Dumme ist nur das genau dieser Charakterzug dafür sorgen kann die Dinge unnötig zu komplizieren. Machen wir uns nichts vor erst Schmerz, dann etwas Wut gefolgt von verletztem Stolz und zuletzt gesteht er sich das nicht mal ein. Für mich klingt das ganz schön schwach, aber eben auch verdammt menschlich. Ist eigentlich also halb so wild, aber dieser Schorsch legt ja keine menschlichen Maßstäbe an! Schien sich wohl für etwas besseres zu halten. Vielleicht das, vielleicht hat es auch einfach weh getan, aber dann war es feige! Wie man es auch dreht in das Bild eines Menschen frei von Schwäche passt das nicht!

Aber Seifenblasen sind schließlich da um eine Zeit lang schön auszusehen und dann zu platzen. Im Falle vom Schorsch kam die Einsicht tatsächlich, aber dann mit Macht. Wie weggeblasen war der Hochmut. Nicht das Bild eines besseren Menschen sondern die besseren Taten sind gefragt. Was liegt daran sich den Zerrspiegel vorzuhalten, wenn man doch der einzige bleibt der von seinem Spiegelbild so eingenommen ist?

Hollywood half dann auch mit und das Happy End war schnell geschrieben. Über den Schatten gesprungen und den Fehler eingestanden. Das ganze auch noch vor anderen Leuten! Wow schöne Wandlung! Ich mag Ihn sehr diesen Herrn Horst und ich hoffe er lernt daraus damit er sich auch bald seiner Schwächen eingedenk zu schätzen weiß. Hochmut kann nützlich sein aber wahre Stärke sieht anders aus.

Esst Spinat und trinkt Milch!

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Manfred wer?
Neulich traf ich in Münchens Mitte einen Mann
Mittelgroß, Mittelbreit, Mittelscheitel, Mittelmaß
außerdem Mitten auf der Straße
etwas blendete ihn, doch es war Mittelgrau
Vielleicht war er auf der Suche nach etwas
Als ich es wissen wollte meinte er Schubladen
um mich dann nach seiner Schuhgröße zu befragen

Auf einmal befiel ihn großer Hunger
da führte ich ihn zum Fresstempel
während er seine Haare zählte!
Angekommen erkundigte er sich nach seiner Haarfarbe
Zu dumm, dass er den Laden hungrig verließ

Weiter zum Pizzamann wo er festellen musste,
dass man Schuhsohlen kaum frittieren kann!
Als er dann bei einer mittelmäßigen Dönerbude
einen Goldfisch erstehen wollte
fiel es mir wie Schuppen vom selbigem
ein schlimmer Schurke stahl sein Stereotyp!

Ich nannte ihn Manfred
hängte ihn an meine Wand
worauf er eiligst befand
meine Tapete schmecke nach Lavendel

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Samstag, 4. November 2006
Roggen als Handylogo
Generation Zukunftsangst? Dass ich nich lach! Wer hat denn den Mist verzapft? Sicher so ein neunmal kluges, jung gebliebenes Mitglied der letzen beschissenen Generation. Einer von diesen hippen Mittdreißigern, der in irgend so einem verficktem „Loft“ an der heißesten Straßenecke der Stadt residiert. Der muss es ja schließlich wissen, ist er doch überaus gebildet und kennt die Welt zwischen „Sex and the City“ und Deutschland sucht den nächst besten Popspacken in- und auswendig. Ich für meinen Teil hatte immer eine Vorstellung von meiner Zukunft. Nicht immer dieselbe, das will ich gerne zugeben, aber immerhin. Als Kind konnte ich nie genug kriegen von Dinosauriern und verschlang reihenweise Fachliteratur, während die andern Kinder in meinem Alter noch nicht einmal ihren Namen in geschriebener Form erkennen konnten. In der Pubertät verdrängten glühende Ideale von Kommunismus und Anarchie, die putzigen Urzeitwesen. Naja wenigstens hab ich Marx und Konsorten damals wirklich gelesen und nicht irgend einen unreflektierten Scheissdreck von mir gegeben wie die Che Guevara anhimmelnden und Pali tragenden Poprebellen, dass so gerne machen. Als sich jedoch keine Sache fand für die ich heroisch kämpfen und sterben konnte, beschloss ich, mich um meinen Geist zu kümmern und mir etwas Bildung zu verschaffen. Studium war angesagt, nicht Jura, Medizin oder sogar 0815 BWL sondern ne schicke Geisteswissenschaft fürs Oberstübchen, völlig egal ob der Arbeitsmarkt das braucht. Ohne Zukunftsangst eben, und jetzt lässt hier so ein Philister kluge Sprüche über meine Generation ab. Ich mag meine Generation nicht besonders, aber das ist okay denn sie mag mich ja auch nicht. Trotzdem, wenn ich etwas über meine Altersgenossen weiß, dann, dass sie alles andere als eine Generation darstellen. Desillusionierte Streber die einer Retrowelle nach der andern hinterher hecheln oder diese Streifenshirt tragenden, pseudoalternativen Britpop Idioten. Die machen mich krank. Seelenlose, reiche Söhne und Töchter die wie Abziehbilder von Paris Hilton oder David Beckham in der Gegend rumlaufen und sich zerrissene Jeans mit Nietengürtel und Punkaufdruck für ein paar tausend Euro vom Designer holen. Da könnt ich kotzen! Dieser wahllosen Zusammenfassung von Geburtenjahrgängen haftet nichts eigenes, originelles oder verbindendes an. Die können sich doch nicht Generation schimpfen! Meine schon gar nicht.

Super Start in den Tag übrigens. Kaum schlag ich die Zeitung auf muss ich mich schon wieder aufregen. Nach Frühstück ist mir jetzt gar nicht zu Mute, so wie sonst eigentlich auch nicht. Kommt aber auch gar nicht in Frage, weil ich sowieso schon wieder eine halbe Stunde zu spät dran bin. Das mit dem Aufstehen werde ich wohl nie hin bekommen. Also auf zur täglichen Odyssee! Jeden Tag eine Stunde S-Bahn bis ich überhaupt in der Nähe von der blöden Uni bin. Also Kopfhörer auf und raus aus dem Haus. Der nächste Schicksalsschlag an diesem ach so herrlichem Tag lässt nicht lange auf sich warten! Ich Spack hab meinen Mp3 Player nicht aufgeladen mit der Konsequenz, dass ich gezwungen bin die ganzen S-Bahnfahrt lang die beschissenen Gespräche meiner Mitmenschen zu verfolgen. Ach so deine Haare sitzen also mal wieder nicht! Ach wie interessant. Neue Schuhe also! Das gibt’s ja nicht was da gestern wieder in irgend so einer verfickten Soap passiert ist. Ach hamse sich also doch endlich gekriegt. Nichts kann mich mehr aufregen als die völlig belanglosen Unterhaltungen der Leute. Aber ihnen bedeuten sie alles. Im Anhalter hab ich diese tolle Theorie darüber gelesen warum die Menschen die ganze Zeit so einen Mist reden. Wenn sie aufhören würden zu reden müssten sie ja anfangen zu denken! Erstmal durchatmen. Es kann heut eigentlich bloß noch besser werden. Gerade als ich etwas über Niccolo Machiavelli lesen möchte taucht sie auf einmal auf. So ein Mädchen, dass ich aus meinem Abi Jahrgang kenne. Ich verabscheue diese Leute, nicht alle aber sie gehört mit Sicherheit dazu. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen bemerkt sie mich auch, und fängt auch noch an so bescheuert zu grinsen. Sie scheint wohl ganz im Gegensatz zu mir tatsächlich an einem Gespräch interessiert zu sein. Dummerweise scheinen die meisten Menschen mich zu mögen. Den Fehler mach ich immer wieder. Ich kann einfach zu selten ein ehrliches Arschloch sein und die Leute gleich zum Teufel schicken. Das bereue ich sehr oft, sehr schnell wieder.

„Hallo! Wie geht’s dir? Lange nicht gesehen.“ Eröffnet sie zuckersüß und mindestens eine Oktave über meiner Schmerzgrenze das Gespräch. „Ja Servus! Stimmt ist schon ne weile her!“ zum Glück „Mir geht’s ganz gut, und selbst?“ Verdammt warum hab ich das schon wieder gefragt? Das interessiert mich doch eine feuchten Kehricht! Augenscheinlich erfreut über die Frage legt sie dann so richtig los: „Och mir geht’s zur Zeit echt Super! Ich bin jetzt gerade in eine tolle WG gezogen. Da wohnen echt nur Super nette Leute.“ Leute die von Leuten Super nett gefunden werden, die Ausdrücke wie Super nett verwenden finde ich meistens genauso zum kotzen wie die Leute die sie als Super nett bezeichnen, aber das nur am Rande. „Ist auch echt billig mein Zimmer und trotzdem echt cool. Das Einrichten macht ja so Spaß. Ich hab ja so ein Super schicke Tapete für mein Zimmer gefunden! Das glaubst du gar nicht!“ „Aha.“ antworte ich ganz beiläufig. Ist ja auch nicht zu fassen, was es alles so für Super schicke Tapeten auf der Welt gibt. Ich verspüre doch glatt das dringende Bedürfnis meinem Friseur davon zu berichten. Zu dumm, dass ich keinen habe. Zeit sie loszuwerden, bevor sie mir meine Ohren ganz abgekaut hat. Also gebe ich mir Mühe so abweisend zu wirken, wie ich ihr gegenüber ja eigentlich auch bin, und starre demonstrativ angestrengt in meinen Machiavell.

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Von Sinn und Ihr
Und da gibt sie mich frei! Sonst bestimmt sie so vieles, aber auf einmal bin ich losgelöst, begegne ihr auf Augenhöhe. Der Schmerz ist verschwunden. Ich weiß er sollte da sein, ich bleibe mir seiner gewahr, doch er verliert an Bedeutung, auch wenn ich ihm alles verdanke. Er ermöglichte es mir hierher zu gelangen, an diesen Ort, in diesen Zustand. War festes Schuhwerk auf steinigem Pfad. Nun ist er längst verblasst, nur eine wage Erinnerung, an die Person die ich war.

Ich blicke umher und kann die Klarheit kaum fassen. Alles liegt vor mir zum greifen nah. Es ist als würde alles auf einmal einen Sinn ergeben, aber nichts davon ist noch wichtig! Alle Fragen die ich je zu stellen vermochte, oder je stellen könnte weichen absoluter Gewissheit, aber auch unendlicher Gleichgültigkeit. Diese Welt interessiert nicht mehr, zu klein, zu eng, zu trostlos, nur Blei an meinen Füßen. Nichts davon bleibt hängen. Es verliert sein Gewicht und ich schwebe. Entgleite Physik und Metaphysik, die eben noch Geist und Körper beschwerten.

Wo bin ich? Das ist mir gleich. Wie bin ich her gekommen? Ist mir egal! Alles was zählt ist, dass ich hier bin. Ich genüge mir selbst! Mein Herz sollte rasen, aber die Welt steht still und dreht sich doch nur um mich. Mein Geist erfasst alles, selbst mein eigenes Ich. So betrachte ich mich gründlich, innen wie außen, und alles ergibt einen Sinn. Ich kann ihn spüren, er umfängt mich, ist allgegenwärtig. Meine Seele pulsiert und ich will in ihm aufgehen. Gleich werde ich Sinn!

Eine Explosion zwingt mich wieder in ihre Arme. Jetzt bin ich wieder ihr Gefangener. Alles fort! Ausgespiehen! Die nächste Explosion wird Bass und der Schmerz ist zurück. Aber dieser ist anders, er bringt mich nicht an jenen Ort zurück, sondern fesselt mich an diesen. Alles wieder eng und klein. Der Bass immer lauter und sie immer schneller. Meine Füße werden schwerer und der Augenblick ist längst dahin. Sekunden voller Sinn.

Völlig erschöpft verlasse ich die Tanzfläche und ergebe mich Schmerz und Schweiß. Ich wurde nicht neu geboren, im gegenteil. Erneut wurde ich aus dem Paradies verbannt, aber der kleine Bissen vom Baum der Erkenntnis war es wert. Die einzige Nahrung die meinen Hunger lindern kann satmmt von diesen Äpfeln ohne gleichen. Die Fragen kehren wieder, Physik und Metaphysik haben sie auch mit gebracht.

Wann werde ich wieder absolute Klarheit erlangen? Wie kann ich zurück? Wie kann ich Sinn werden? Wann gibst du mich endlich wieder frei, du unbarmherziger Weltenlauf, du kalte Zeit?

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