Dienstag, 26. Februar 2008
Ein Gedankenspiel oder die Realität von außen
Nichts als Tanz ist die Welt. Ein Tanz der kleinsten Teile, zum schwingen und klingen gebracht vom innersten Antrieb des Universums. Das kleinste trifft sich, bindet, stößt sich ab, schafft Größeres. Doch was wissen wir schon davon? Nun wir sind selbstverständlich Teil des Tanzes, Konstrukt der selben Bausteine. Zu unserem Vor- und Nachteil verfügen diese Elemente nicht über ein eigenes Bewusstsein, sondern ermöglichen ein kollektives Bewusstsein, welches wir als das unsrige begreifen. Dieses Bewusstsein schafft sich daraufhin nichts anderes als eine Welt im inneren, die logischerweise auch auf den Prinzipien der äußeren Welt beruhen muss, da sie ja aus deren Bestandteilen konstruiert wurde. Die Komplexität die dafür jedoch von Nöten ist bedingt aber leider auch, das zwischen uns und der realen Welt des kosmischen Tanzes einige Ebenen entstanden sind, die uns ein unmittelbares Erleben dieser Wirklichkeit unmöglich machen. Die Makroebene auf der sich unser Bewusstsein und unsere Wahrnehmung manifestieren hält uns gefangen. Den Rest der Wirklichkeit können wir nur in unserem Innersten als Phantasiegebilde konstruieren, was ihre Bedeutung für uns nicht zu schmälern vermag, doch leider nicht unbedingt die reale Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit abbilden kann.

Unser Geist erfindet sich zu diesem Zwecke eigene Ebenen der Welt, in geradezu gefühlsmäßiger Antizipation des echten Universums. Das erscheint kaum verwunderlich sind wir doch Teil des großen Ganzen und müssen somit zumindest einen Ausschnitt davon in uns tragen. Prinzipien unseres Daseins lassen sich wohl tatsächlich auf das Ganze übertragen, doch stellen sie selbstverständlich nur jenen Bruchteil davon dar den auch wir im Universum einnehmen. Es übersteigt unsere Möglichkeiten erst Recht, wenn wir versuchen Aussagen über das Wesen der Welt, die Wahrheit oder gar nach dem was darüber hinaus gehen könnte, anzustellen. Uns fehlen zum tieferen Verständnis des Universums schlicht die Vorraussetzungen. Unser Körper liefert uns die Welt in drei Dimensionen und nach und nach erfahren wir auch die vierte am eigenem Leib und unser Geist schafft sich eine Idee davon, doch fehlt uns zumindest noch eine Zusätzliche zum weiterem Verständnis. Mit der Erkenntnis von Raum und Zeit können wir vielleicht das schwingen in unserem Universum beschreiben, doch bleibt uns das Wesen des Tanzes weiterhin verborgen. Wir schaffen uns permanent unsere eigene fünfte Dimension der Welt, wenn wir nach Sinn, Zweck, Antrieb, Funktion, Ursprung oder dergleichen fragen. Diese Geistesprothesen vertrösten uns, denn ohne sie kann für uns nichts existieren. Dieses Modell des Verstehens ist so tief in uns verwurzelt, dass die Frage gestattet sein muss ob dies nicht auch Abklang eines universellen Prinzips sein kann.

Der Antrieb zur menschlichen Entwicklung ist stets die Suche nach dem Antrieb der Welt gewesen, doch als weitere Dimension der realen Welt würde wohl kaum jemand das Wesen des Ganzen begreifen. Dabei wäre es doch das nahe liegende. Die Ursache für die Existenz und die Entwicklung des Universums könnten der Ursache für unsere Existenz und Entwicklung durchaus ähneln. Anstatt uns selbst mit Gottesbildern oder Philosophien abzuhelfen könnten wir das ganze doch mal von unserem Standpunkt als verkleinerte Abbilder des Universums betrachten. Es bleibt uns ja auch kaum etwas anderes übrig, denn jeder von uns hat ja nur Zugang zu seinem inneren Universum, während uns vom Äußerem nur Fetzen von Schattenbildern erreichen. Nehmen wir nun also den Antrieb als fünfte Dimension der Welt hinzu, muss uns das zu dem Schluss führen, dass sowohl Universum als auch wir uns aus dem Grund der Limitation, ja des Makels bewegen. Unser Unvermögen die Welt unmittelbar zu begreifen lässt uns ja gerade danach streben diese zu begreifen. Da wir den Weg unserer Entwicklung nicht zurückverfolgen können ist unsere einzige Möglichkeit zum tieferen Verständnis die Erzeugung immer komplexerer Gedankenmodelle, um uns dem realem Zustand immer weiter an zu nähern. Den wir selbstverständlich nie unmittelbar selbst erreichen können. Das Universum muss also analog dazu immer neue Komplexitäten erzeugen weil es einem Superkomplexem Zustand jenseits unserer Vorstellungskraft entgegen strebt, ohne ihn selbst anzunehmen.

Es würde Sinn machen ebenso analog hinter dem Universum noch eine weitere Ebene zu vermuten eine Art transuniverselle Superrealität. Wäre unsere Welt ein Tanz dann wäre dies alles Andere. Andere Formen der Bewegung, aber auch Zustände des Stillstand oder des Zerfalls. Es erscheint mir absolut einleuchtend das eine hypothetische Superrealität verschiedenartige Realitäten hervorbringen könnte. Während unsere Realität schwingt und tanzt könnten daneben noch schlingernde, stürzende, drehende, explodierende oder eben auch im Stillstand verharrende Realitäten bestehen. Die Fremdartigkeit und Distanz die uns diese Vorstellung aufzwingt machen einen solch hohen Grad an Abstraktion nötig das kaum konkretes dabei heraus kommen dürfte. Zum Verständnis des Universums, also auch von uns als Teil des ganzen, ist jedoch eine Betrachtung von Außen unerlässlich und diese setzt wiederum eine Vorstellung von diesem Außen voraus.

Es liegt nahe nun einen Schritt zurück zu gehen und sich zur weiteren Erschließung dieser hypothetischen Welt systemtheoretische Grundsätze ins Gedächtnis zu rufen. Systeme zeichnen sich durch die Beziehungen ihrer Bestandteile untereinander und durch Ihre Abgrenzbarkeit zur Umwelt aus. Gehen wir von der Existenz einer Superrealität aus so müssen wir unsere Realität als Subsystem dieser begreifen. Subsysteme stehen Systemintern in bestimmten Beziehungen zueinander die das Wesen eines Systems ausmachen. Ergo muss unsere Realität in wechselseitigen Beziehungen zu anderen Realitäten stehen, was allerdings noch keinerlei Aussagen über deren Beschaffenheit zulässt. Ebenso stehen Systeme unter dem Einfluss ihrer Umwelt. All das muss uns doch zu dem Schluss führen das ein vollständiges Verständnis unserer Realität nicht ohne die Kenntnis der äußeren Einflüsse und Beziehungen zu anderen Subsystemen möglich ist. Diese an sich simple Schlussfolgerung liefert ihre eigene Daseinsberechtigung, denn sie verdeutlicht uns den Sinn und Zweck solcher Gedankenspiele, nämlich bisher ungeahnte Perspektiven zu eröffnen. Je mehr Betrachtungsweisen uns zur Verfügung stehen, umso detaillierter werden unsere Vorstellungen. Es muss sich noch erweisen wie viel diese hypothetische Variante der Welt noch hergibt. Sie erfordert jedoch sicherlich noch ein enormes Maß an Denkarbeit.

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