Samstag, 4. November 2006
Von Sinn und Ihr
Und da gibt sie mich frei! Sonst bestimmt sie so vieles, aber auf einmal bin ich losgelöst, begegne ihr auf Augenhöhe. Der Schmerz ist verschwunden. Ich weiß er sollte da sein, ich bleibe mir seiner gewahr, doch er verliert an Bedeutung, auch wenn ich ihm alles verdanke. Er ermöglichte es mir hierher zu gelangen, an diesen Ort, in diesen Zustand. War festes Schuhwerk auf steinigem Pfad. Nun ist er längst verblasst, nur eine wage Erinnerung, an die Person die ich war.

Ich blicke umher und kann die Klarheit kaum fassen. Alles liegt vor mir zum greifen nah. Es ist als würde alles auf einmal einen Sinn ergeben, aber nichts davon ist noch wichtig! Alle Fragen die ich je zu stellen vermochte, oder je stellen könnte weichen absoluter Gewissheit, aber auch unendlicher Gleichgültigkeit. Diese Welt interessiert nicht mehr, zu klein, zu eng, zu trostlos, nur Blei an meinen Füßen. Nichts davon bleibt hängen. Es verliert sein Gewicht und ich schwebe. Entgleite Physik und Metaphysik, die eben noch Geist und Körper beschwerten.

Wo bin ich? Das ist mir gleich. Wie bin ich her gekommen? Ist mir egal! Alles was zählt ist, dass ich hier bin. Ich genüge mir selbst! Mein Herz sollte rasen, aber die Welt steht still und dreht sich doch nur um mich. Mein Geist erfasst alles, selbst mein eigenes Ich. So betrachte ich mich gründlich, innen wie außen, und alles ergibt einen Sinn. Ich kann ihn spüren, er umfängt mich, ist allgegenwärtig. Meine Seele pulsiert und ich will in ihm aufgehen. Gleich werde ich Sinn!

Eine Explosion zwingt mich wieder in ihre Arme. Jetzt bin ich wieder ihr Gefangener. Alles fort! Ausgespiehen! Die nächste Explosion wird Bass und der Schmerz ist zurück. Aber dieser ist anders, er bringt mich nicht an jenen Ort zurück, sondern fesselt mich an diesen. Alles wieder eng und klein. Der Bass immer lauter und sie immer schneller. Meine Füße werden schwerer und der Augenblick ist längst dahin. Sekunden voller Sinn.

Völlig erschöpft verlasse ich die Tanzfläche und ergebe mich Schmerz und Schweiß. Ich wurde nicht neu geboren, im gegenteil. Erneut wurde ich aus dem Paradies verbannt, aber der kleine Bissen vom Baum der Erkenntnis war es wert. Die einzige Nahrung die meinen Hunger lindern kann satmmt von diesen Äpfeln ohne gleichen. Die Fragen kehren wieder, Physik und Metaphysik haben sie auch mit gebracht.

Wann werde ich wieder absolute Klarheit erlangen? Wie kann ich zurück? Wie kann ich Sinn werden? Wann gibst du mich endlich wieder frei, du unbarmherziger Weltenlauf, du kalte Zeit?

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