Mittwoch, 6. Dezember 2006
Die Schönheit des Paradoxen
Unsere Kultur liebt Logik und Symmetrie. Dafür können die wenigsten etwas, denn wir kennen seit der Antike nur diese Art zu denken. Ich meine hier vor allem die aristotelische Logik von der wir so durchdrungen sind. Sie lehrt uns, dass a und b c ergeben müssen und dass a nicht zugleich auch b oder gar c sein kann. Warum eigentlich nicht? Nicht einmal in ihrem Stammgebiet der Physik kann man mit dieser schlichten Logik die Welt erklären. Die Welt der Quantenphysik ist für einen Aristotelischen Logiker schlicht unmöglich. Ohne Paradoxien ist sie nicht zu erfassen. Es kann doch auch so schön sein a mal b sein zu lassen! Genießt doch mal die lautstarke Stille, die leuchtende Nacht, die prall gefüllte Leere, den unvergänglichen Moment und die vergängliche Ewigkeit. Darin liegen doch tiefen Wahrheiten unseres Paradoxen Daseins verborgen. Sind wir nicht endliche Wesen in der Unendlichkeit? Können wir nicht aber auch die Unendlichkeit im Endlichem finden?

Wäre unser vergängliches Dasein nur an eine Welt aus vergänglichen Dingen gebunden, wäre der Mensch wohl immer noch eher ein Affe als ein denkendes, fühlendes Individuum. Der entscheidende Unterschied zur rein endlichen Welt der Tiere ist doch die Transzendenz. Der Mensch sehnt sich seit jeher nach der jenseitigen, unendlichen Welt. Eine Welt für die seine biologische, vergängliche Hülle wahrlich nicht geschaffen ist und doch ist die Welt des menschlichen Geistes eine andere. Darin verbirgt sich doch gerade das elementare Paradoxon, aus dem wir schließen sollten, dass wir doch eigentlich die Chancen des Paradoxen begreifen sollten anstatt nur an dem Dilemma zu verzweifeln. Komisch eigentlich, dass ein dem Wesen nach paradoxes Geschöpf die Augen vor selbigem verschließt!

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